Gehirn

Neues vom Mikrobiom

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Bild: Gudrun Faller

Wie wichtig die Darmflora (das Mikrobiom) ist, hat sich mittlerweile sogar in der Schulmedizin herumgesprochen. Seit einigen Jahren ist es ein beliebtes Forschungsthema. Alleine in den letzten paar Tagen kamen in der deutschen Presse jede Menge Beiträge zu dem Thema.
Wenig neues für Naturheilkundler…
Zeitschrift
Spektrum : Vielfalt der Darmbakterien schützt vor Eindringlingen/Krankheitserreger. Oder: Springer Verlag: bei Reizdarm liegt eine Dysbiose vor…Antibiotika und Protonenpumpenhemmer (Säurehemmer für den Magen) stören die Darmflora. (ach?!)
Letzte Woche kam auch ein TV- Beitrag (SWR) über das Mikrobiom und Fasten.

Ein Teil des Immunsystems (GALT) hat hier seinen Sitz ("Gut-associated lymphoid tissue"). Ein spezialisierter Teil des Immunsystems, das in der Mucosa des Darmes zu finden ist. Die Aufgabe: ständiges Auffinden und Abwehren von Eindringlingen um dann Immunantworte zu aktivierend, die die Eindringlinge "neutralisieren" um überschiessende Immunreaktionen zu verhindern.
Durch die Produktion von IgA wird das Immunsystem in der Mucosa gestärkt.
Ist dieser Vorgang gestört, kommt es u.a. zu Autoimmunreaktionen.

(-> Hier hatte ich schon über das
Leaky Gut Syndrom geschrieben und hier über SIBO)

Was für Zusammenhänge gibt es sonst noch?

1.
das Estrobolom: ein Teil Darmbakterien, die sich auf den Abbau überschüssiger Östrogene spezialisiert hat. Sehr wichtig, da wir alle- auch Männer- oft zu viel Östrogene im Körper zirkulieren haben. Viele der Östrogene stammen aus der Umwelt. Nicht unbedingt die Eigenproduktion des Körpers. Auch Reste von Östrogene, die schon verbraucht wurden, zirkulieren noch im System, und sollten abgebaut werden. Hierfür ist das Estrobolom zuständig. Fehlen genau diese Darmbakterien, kann es zu einer Östrogendominanz kommen. Wichtig ist daher der Verzehr von genug Präbiotika - Ballaststoffe- wie: Inulin, Akazienfasern, Flohsamen, Leinsamen etc.


2.
Neurotransmitter: eigentlich nichts neues mehr.. dies ist schon länger bekannt: Die Darm-Hirn Achse.
Im Darm werden Neurotransmitter produziert. Dopamin, Histamin, Serotonin, Noradrenalin, GABA und Glutamat werden über das Zentrale Nervensystem in das Gehirn transportiert. Eine gute und gesunde Darmflora ist essenziell für einen guten Hirnstoffwechsel. Und damit eine Grundtherapie für neurodegenerative Erkrankungen oder Depressionen, Angstzustände, Posttraumatische Belastungsstörungen, usw.


3.
Darm und Alzheimer: In (Maus) Studien konnte gezeigt werden, dass nach Gaben von Ballaststoffen Entzündungen zurückgingen und die Microglia (Immunzellen im Gehirn), die Alzheimer auslösen, sich regulierten.
Ballaststoffe füttern Darmbakterien, die Fettsäuren herstellen, die wiederum im Gehirn in Stoffwechselprozesse eingreifen.
Auch Gehirn:
Darm und Schlaganfall: Ebenfalls in Mausstudien hat sich gezeigt, dass kurz nach einem Schlaganfall eine Leaky Gut entsteht. Dadurch gelangen aggressive Bakterien durch die Darmwand und zirkulieren im Körper- es kann zu Infektionen kommen. Infektionen sind eine häufige Todesursache nach Schlaganfällen.
Implantierte man alten Mäusen eine gesunde Darmflora erhöhte sich die Überlebensrate um 50 %. Hingegen starben mehr Mäuse mit implantiertem defekten Darmmilieu.


4.
Neueste Forschung- Darm & Sport: "Several factors can alter the diversity of gut microbiota, including disease, infection, antibiotics and diet. Exercise, however, can modify gut microbiota by its positive impact on energy homeostasis; a biological process in which the cells in our body regulate energy production, energy expenditure and food intake." (UCLA)
HIIT bringt z.b. mehr Sauerstoff in die Blutbahn, was gute Voraussetzungen für die Produktion von Darmbakterien hat. Ruhigeres Training wiederum verhindert die zu schnelle Passage des Nahrungsbreies durch den Magen/Darmtrakt und fördert damit eine gesunde Darmflora.
Training reduziert ausserdem Entzündungen im Magen/Darmtrakt und Darmkrebs durch Verbesserung der Antioxidanzien. Verbessert die Immunfunktion und reduziert das Insulin, welches das Zellwachstum bei Krebs im Darm fördert.
Zusatz: Diese Ergebnisse werden gefördert, wenn ausser genug Sport auch eine gesunde Ernährung im Spiel ist. Logisch.

4. Auch schon länger bekannt:
Fettleibigkeit und Darm.
Menschen mit guter gesunder Darmflora leiden weniger unter Fettleibigkeit. Ein Zusammenhang von Hormonproduktion, Darmflora/Darmbakterien wird angenommen.
Je mehr man abnimmt, desto besser wird die Vielfalt der Darmbakterien, vor allem der guten Bakterienstämme. Das erleichtert wiederum das Abnehmen…..


5.
Darm und Covid: Kinder, die ihr erstes Lebensjahr in der Pandemie erlebten, haben ein verändertes Darmmilieu, im Gegensatz zu Kindern, die schon vor Corona geboren wurden.
"The authors indicate in their article that the differences may have been influenced “by the social changes caused by the COVID-19 pandemic, with infants potentially experiencing more time at home, less time in daycare interacting with other children, increased hygiene in the environment, changes to diet and breastfeeding practices, and increased caregiver stress…”

Und wenn wir schon bei Kindern sind: Stanford University Studie:
Säuglinge in Industriestaaten verlieren die Bakterien, die die Muttermilch verdauen können. Dies könnte zu vermehrten chronischen Entzündungen führen. Schon im Kindesalter.



Weitere Quelle:
Link und Link und Link und Link




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Das Gehirn in den Wechseljahren, oder: werde ich langsam dement?

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Foto: Gudrun Faller. Erleuchtet

Viele Frauen bemerken irgendwann, dass ihr Gehirn nicht mehr so funktioniert wie Frau es gewohnt ist. Es kommt zu Wortfindungsstörungen, man hat eine "längere Leitung", das Denken wandert ab (z.b. beim Lesen- was stand da noch auf der Seite?), Brain fog, oder man vergisst Dinge (beim Einkauf, Termine, Namen…)

Wenn man dann noch liest, dass immer mehr Frauen tatsächlich schon in den Wechseljahren dement werden, ist das beängstigend.
Etwa doppelt so viele Frauen wie Männer werden dement, oft beginnend in den Wechseljahre.

Warum?

In den letzen 15 Jahren wurde viel geforscht, und es zeigt sich wie stark die Wechseljahr auf das Gehirn einwirken.
Die Wechseljahre können beeinflussen wie viele Hirnzellen erzeugt werden können und wie wie sie miteinander verbunden sind. Oder auch wie viele absterben.
Die Menopause bewirkt auch, dass die Hirnzellen nicht mehr auf Glukose reagieren, ein Kraftstoff für den Energiestoffwechsel. Das Gehirn muss dann auf alternative Wege zurückgreifen um Energie zu gewinnen.

Wenn Frauen dann noch an Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden, erhöht sich das Risiko, an Demenz zu erkranken.

In den Wechseljahren sinkt die Konzentration an Estradiol (Östrogen) im Körper. Estradiol steht in engem Zusammenhang mit der Gedächtnisleistung und der Erinnerung.

Was tun?

Studien zeigen, dass es wichtig ist, frühzeitig (schon ab der Perimenopause, spätestens in der frühen Phase der Wechseljahre) mit einer (am Besten natürlichen) Hormontherapie zu beginnen. Dies zeigt positive Effekte auf die Gehirnfunktion.
Hingegen: fängt man sehr spät in den Wechseljahren mit einer Hormontherapie an, hat es einen gegenteiligen Effekt: es erhöht das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Auch wurde gezeigt, dass (jüngere Frauen, denen die Eierstöcke entfernt wurden, und die eine Hormontherapie erhielten, sehr gute Ergebnisse erzielten was die Gehirnleistung angeht.

Wichtig sind noch folgende Massnahmen:

1. mehr anstrengende körperliche Bewegung (HIIT, Krafttraining)
2. mehr kognitives Training

beide haben nachweislich gute und direkte Wirkungen auf das Gehirn bis in die Zelluläre Ebene.

3. gute Sozialkontakte
4. Ernährung (Omega 3 Fette, Mediterrane Kost)
5. Genug erholsamen Schlaf


Weiterer Lesestoff
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Frauenheilkunde Teil 2 Post Pill Syndrom
Frauenheilkunde Teil 3 Kinderwunsch
Frauenheilkunde Teil 4 Schwangerschaft & Geburt
Frauenheilkunde Teil 5 Schilddrüse & Sexualhormone
Frauenheilkunde Teil 6 Infektionen
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Frauenheilkunde Teil 9/1 Perimenopause
Frauenheilkunde Teil 9/2: Perimenopause und Hormone allgemein

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