Frauenheilkunde Teil 9/2: Perimenopause & Hormone allgemein

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Foto: Gudrun Faller. Old Lady & too much Icecream


Da manche nicht gerne allzugange Texte lesen, hatte ich den
letzten Text beendet, und möchte hier noch Weiteres zu dem Thema Hormone/Frauen und Perimenopause schreiben.

Die drei wichtigsten und kritischsten Hormonbereiche, die es in der Perimenopause zu beachten gilt:
1. Cortisol
2. Schilddrüsenhormone
3. Estradiol/Progesteron

an 1.Stelle steht das Cortisol, da es so einen grossen Einfluss auf viele Bereiche des Körpers hat. (s. auch im letzten Beitrag)
In Ergänzung kann man hier noch das Insulin nennen, das in engem Zusammenhang mit Cortisol und Estradiol steht. Daher kommt es ab der Perimeonopause zu Verschiebungen im Zuckerstoffwechsel- Insulinresistenz und Metabolisches Syndrom im Schlepptau.
Viele Frauen bemerken dies durch eine Zunahme des Körpergewichtes und Fettansammlungen an diversen unliebsamen Stellen, v.a. aber am Bauch. Bauchfett hat mehr Rezeptoren für Cortisol als andere Fettdepots. Hohe Cortisolwerte stimulieren Bauchfett. Zu viel Bauchfett fördert Entzündungen im ganzen Körper.

Umso wichtiger ist spätestens dann eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten: Low carb, Glyx Ernährung bis hin zu Keto und regelmässigen Fastenphasen. Ohne diese Ernährungsformen ist es fast unmöglich, dem Problem Herr zu werden.
Dafür wird Frau reich belohnt: ausser dass die Fettpolster schwinden, verschwinden auch viele Symptome, inkl. Schmerzen und hormonelle Probleme wie Hitzewallungen, PMS u.v.m.

Wichtig bei hohen Cortisolwerten ist auch ein Blick auf die Seele. Oft stammen hohe Cortisolwerte von Traumaerlebnissen in der Kindheit. Aber natürlich auch auch in den Erwachsenenjahren.

Eine der ersten Symptome schon in der Perimenopause können Schlafstörungen sein. Schlaflosigkeit kommt etwa doppelt so häufig bei Frauen vor als bei Männern. Dies führt auf Dauer zu Störungen im Cortisolstoffwechsel.
Und Merkspruch: "Is Cortisol high, Progesterone becomes shy" -> Weniger Progesteron bei hohen Cortisolwerte!

Messbar ist das Cortisol am Sichersten im Speichel, da dort die freien Hormone ersichtlich sind (auch die Sexualhormone!). Man kann nur den morgendlichen Nüchternwert bestimmen, aber auch ein Tagesprofil, was ich für sinnvoller halte, da man dort die Schwankungen im Tagesverlauf sieht.

Bei Schlafstörungen hormoneller Art helfen Progesteronkapseln ORAL vor dem Schlafengehen eingenommen. Normalerweise tendiere ich mehr zur Gabe von Cremes. Aber hier lohnt es sich auf die orale Einnahme zu wechseln.

Erfahrungsgemäss hilft Progesteron oral alleine nicht, wenn die Schlaflosigkeit aufgrund von Stress, Problemen oder Gedankenkarusell vorkommt- hier muss dann in erster Linie am Stress und an der Nebenniere gearbeitet werden (z.b. über Adaptogene wie Rhodiola oder Ashwagandha)

Nebenniere, Unterleib und Schilddrüse bilden eine Einheit. Kommt eines dieser Systeme ins Wanken, sprechen auch die anderen beiden mit an.
So kommt es ab Mitte 30 bei vielen Frauen zu Schilddrüsenproblemen, inkl. autoimmunen Reaktionen (z.B. Hashimoto)
Die Schilddrüse als Motor für Energie und Stoffwechsel kann in eine Unterfunktion gehen, mit all deren Symptome:
Gewichtszunahme, Erschöpfung, Müdigkeit, Frieren, Verstopfung um nur einige zu nennen.

Eine Therapie der Schilddrüse ist daher sehr wichtig und sollte schon begonnen werden, bevor die Blutwerte völlig entgleist sind. (Dies gilt übrigens auch für Werte wie den Langzeitzucker (HbA1c): ist die Tendenz steigend und grösser 5,6 % / 5,8 % sollte dies ernst genommen, und entsprechend die Ernährung korrigiert werden (oder der Eisenstatus ermittelt werden- Eisenmangel ist auch ein Grund weshalb der HbA1c im Labor auffällig sein kann).
Der HbA1c Wert sollte im optimalen Bereich < 5% liegen!

Leider werden die Schilddrüsenwerte oft falsch eingeschätzt. Viele Frauen bekommen erst Medikamente verordnet, wenn die SD schon völlig entgleist ist- bei TSH Werten >4,5 mU/l.
Die Frage ist: was ist normal und was ist optimal? Bis TSH 4,2 mU/l ist man "normal" - optimal jedoch bei Werten zwischen 0,5 mU/l und 1,8 mU/l (und wer will schon "normal" sein ;) )
Viele Frauen haben schon Symptome bei Werten > 2,0/2,5 mU/l (vor allem in Zusammenhang mit den Sexualhormonen oder/und Stress)
Welche Schilddrüsenwerte sollten ausserdem noch untersucht werden?: TSH, ft3, ft4, Reverse t3 und die Antikörper der Schilddrüse.

Ein Wort zu
Testosteron, da dieses in den Wechseljahren auch zurück geht:

Auch für Frauen ist Testosteron ein wichtiges Hormon, wenn es auch nicht in dem Maße produziert wird wie beim männlichen Geschlecht.
Testosteron gibt Energie, Kraft und Ausdauer und einen besseren Sexdrive, mehr Lust auf Sex und mehr Freude beim Sex.
Leider gibt es nach wie vor kaum Ärzte, die Frauen Testosteron verordnen. Nicht zuletzt weil es kein frauenspezifisches Präparat gibt. Die Gels, die es gibt, sind für Männer konzipiert, und die Menge an Wirkstoff, die pro Pump aus der Dose kommen, sind zu viel für Frauen. Die genaue Dosierung ist somit erschwert.
Ich hatte Patientinnen, die laut Laborbefund zu wenig Testosteron hatten, und einer der behandelnden Ärzte hatte mir daraufhin eine Mail geschrieben, dass es ihm zu heikel wäre, einer Frau Testosteron zu verordnen, ich solle doch schauen, wie ich das pflanzlich hinbekommen würde.
Schade.
Ich habe das Glück eine Ärztin als Freundin zu haben, die mir Testosteron rezeptiert. Ich nehme es phasenweise immer wieder, einen kleinen Klecks aus der Testogel Flasche- und bisher ist mir weder ein Bart gewachsen noch bin ich zur Kugelstosserin mutiert. ;)
Zudem benutze ich seit ca. 18 Jahren regelmässig Progesteron und seit rund zwei Jahren ab und zu Estradiol.

Eine Möglichkeit, ohne Testosteron direkt zu geben ist, DHEA Kapseln einzunehmen. Teilweise erreicht man dadurch höhere Werte. Zudem folgendes zur Unterstützung: Kraftsport, genug Eiweiss und Zuckerreduktion (Low carb)

Zum Thema Ernährung: wie sich herausstellt, ist eine Ernährung hin zu Low carb, Keto oder Mediterrane Kost die sinnvollste und wirksamste Form, da wie schon besprochen, sich der Zuckerstoffwechsel in der Perimenopause verändert.
Hier muss aber jede Frau selbst experimentieren. Manchen reicht die mediterrane Kost, andere- so wie ich- müssen sich ketogen ernähren um Erfolg zu haben. (Zumindest zu Beginn, oder wenn zu wenig (Kraft)Sport gemacht wird- mehr (Kraft)Training bedeutet, besserer Verbrauch an Kohlenhydrate, und damit können (gesunde!) KH auch wieder vermehrt gegessen werden). Das Muskelsystem ist das grösste Stoffwechselorgan.

Ein Tipp: es lohnt sich einmal mittels eines Zuckermessgeräts wie "FreeStyle Libre" den eigenen Zuckerstoffwechsel zu messen. Zwei bis vier Wochen lang. Hier ist schön ersichtlich wie manche (auch "gesunde"!) Lebensmittel sich auswirken im eigenen Körperstoffwechsel. Und dies ist sehr individuell.

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