Ritalin

Text-Zitat: SF1 Fernsehen vom 11.12.2006
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Globuli für den Zappelphilipp – Homöopathie verspricht Linderung bei ADHS

Zurzeit wird keine psychiatrische Diagnose bei Kindern häufiger gestellt als das ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) mit oder ohne Hyperaktivität. Zwischen fünf und zehn Prozent der Schulkinder leiden unter ADHS, der sogenannten Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung. In der Schweiz vor allem bekannt unter dem Kürzel POS (Psycho-Organisches Syndrom) oder Zappelphilipp-Syndrom.

Gestörte Botenstoffe?
Kinder mit ADHS bedeuten Stress für Eltern, Lehrer, Erzieher, aber haben auch mit sich selbst Stress. Man nimmt an, dass in bestimmten Hirnabschnitten bei ihnen das hochempfindliche System der Botenstoffe, die Reize von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleiten, aus dem Gleichgewicht ist. Dadurch werden ankommende Impulse nicht ausreichend gefiltert, so dass die Kinder unter dauernder Reizüberflutung leiden.

Begabungen gebremst
Die Folgen sind hyperaktive, unaufmerksame, impulsive bis aggressive Verhaltensauffälligkeiten. Die schulischen Leistungen der Kinder liegen häufig unter ihrer eigentlichen Begabung. Oft haben sie auch Schwierigkeiten, soziale Beziehungen aufzubauen.

Medikamentöse Therapie: Schwere Geschütze
Bei der Behandlung werden heute meist eine Verhaltenstherapie, sowie eine medikamentöse Behandlung kombiniert. Häufig verabreicht wird das dem Betäubungsmittelgesetz unterstehende Psychostimulans Methylphenidat, meist bekannt unter den Markennamen Ritalin® oder Concerta®. .
Doch viele Eltern schrecken vor diesen Medikamenten zurück, suchen nach Alternativen. Eine davon soll Homöopathie sein.

Homöopathie-Studie
Bisher wurde aufgrund der hohen Verdünnung homöopathischer Medikamente deren Wirksamkeit immer wieder in Frage gestellt. Nun hat ein interdisziplinäres Aerzteteam eine Doppelblindstudie zur Beeinflussung des ADHS durch die Verabreichung homöopathischer Mittel durchgeführt. Drei Aerzte des 11 Mitglieder umfassenden Teams vertraten die homöopathische Seite. An der Studie, die an der Universitätskinderklinik des Berner Inselspitals stattfand, waren die KIKOM (Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin), die Abteilung für Neuropädiatrie der Universitätskinderklinik und das Institut für mathematische Statistik der Universität Bern beteiligt. Studienleiter war Heiner Frei aus Laupen.
Ergebnis: ADHS kann durch die Verabreichung homöopathischer Mittel gebessert werden.
Ist die Studie methodisch gut?
Die Studie wird jedoch auch scharf kritisiert. Hans Christoph Steinhausen, Aerztlicher Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Zürich, bemängelt insbesondere deren Stichprobenzusammensetzung, die ungenügende Diagnostik und Untersuchungsmethodik bis hin zur „falschen Interpretation der Ergebnisse“. Er behauptet, die Studie könne die Wirksamkeit von Homöopathie wissenschaftlich nicht nachweisen.

Viel Eltern versuchen es mit Homöopathie
Nichtsdestotrotz gibt es viele Eltern, die in einem ersten Schritt Hilfe bei homöopathischen Medikamenten suchen. Sollten diese nichts nützen, können sie immer noch auf Psychostimulanzien zurückgreifen, begründen sie ihr Vorgehen.
Wichtig ist: Kinder mit ADHS brauchen klare Strukturen, fixe Tagesabläufe. Grundsätzlich ist der Einbezug von Eltern und Familie, vielfach aber auch der Schule und Lehrer, für eine erfolgreiche Behandlung unabdingbar.