Endometriose - Schmerzen im ganzen Körper

Endometriose: Wenn unsichtbare Schmerzen dein Leben bestimmen
Du hast seit Jahren starke Regelschmerzen? Du bist während deiner Periode manchmal nicht in der Lage zu arbeiten oder dein normales Leben zu führen? Und vielleicht hat dir jemand gesagt, das sei "normal" – dass Frauen eben leiden müssen? Ich selbst habe dies immer wieder von Gynäkologen gehört. Eine Lösung hatten sie nie. In meiner Praxis in Lörrach habe ich sehr viele Frauen, die über teils schwere Symptome klagen.
Dieser Artikel ist für euch, liebe Frauen. Denn was du erlebst, könnte Endometriose sein – eine Erkrankung, die viel zu oft übersehen wird.
Was ist Endometriose eigentlich?
Stell dir vor, die Schleimhaut, die normalerweise nur deine Gebärmutter auskleidet, wächst plötzlich auch an anderen Stellen in deinem Körper. Auf den Eierstöcken, am Darm, an der Blase, manchmal sogar an der Lunge oder anderen Organen. Genau das passiert bei Endometriose.
Diese versprengten Gewebeteile verhalten sich wie deine normale Gebärmutterschleimhaut: Sie bauen sich während deines Zyklus auf und bluten während der Menstruation ab. Aber – und hier liegt das Problem – das Blut kann nicht abfließen. Es bleibt im Körper, verursacht Entzündungen, Verwachsungen und oft unerträgliche Schmerzen.
Die Symptome: Mehr als "nur" Regelschmerzen
Vielleicht erkennst du dich in einigen dieser Symptome wieder:
Starke, lähmende Schmerzen während der Periode, die sich anfühlen, als würde dich jemand von innen zerreißen. Schmerzen, die dich zusammenkrümmen lassen und gegen die normale Schmerzmittel kaum helfen.
Schmerzen beim Sex, die die Intimität mit deinem Partner belasten und dir das Gefühl geben, in deinem eigenen Körper gefangen zu sein.
Chronische Unterbauchschmerzen – auch außerhalb deiner Periode. Manchmal ein stechender Schmerz, manchmal ein dumpfes Ziehen, das nie ganz verschwindet.
Verdauungsprobleme: Blähungen, Durchfall, Verstopfung, besonders während deiner Periode. Dein Bauch kann sich aufblähen wie ein Ballon – das nennt man "Endo-Belly".
Probleme beim Wasserlassen oder Schmerzen dabei, wenn die Endometriose deine Blase betrifft.
Unfruchtbarkeit – für viele Frauen ist das der Moment, in dem sie überhaupt erst von ihrer Endometriose erfahren.
Chronische Erschöpfung, die nicht durch Schlaf besser wird. Dein Körper kämpft permanent gegen Entzündungen an.
Der lange Weg zur Diagnose: Warum dauert es so lange?
Hier kommt der frustrierende Teil: Im Durchschnitt dauert es 7 bis 10 Jahre, bis Endometriose diagnostiziert wird. Zehn Jahre! Das sind zehn Jahre voller Schmerzen, zehn Jahre, in denen dir vielleicht gesagt wurde, du seist "zu empfindlich" oder es sei "psychisch".
Warum dauert es so lange?
Die Symptome werden normalisiert. "Regelschmerzen sind normal, das ist halt typisch Frau" – wie oft hast du das schon gehört? Mir erging es immer so. "Das geht dann in den Wechseljahren vorbei" Viele Ärzte nehmen starke Menstruationsschmerzen nicht ernst genug.
Endometriose ist auf Ultraschall oft nicht sichtbar. Nur größere Endometriose-Zysten (Endometriome) kann man im Ultraschall erkennen. Kleinere Herde bleiben unsichtbar.
Die sichere Diagnose erfordert eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Das ist ein kleiner chirurgischer Eingriff, den viele Ärzte scheuen oder hinauszögern.
Die Symptome sind vielfältig und können mit anderen Erkrankungen verwechselt werden: Reizdarm, Blasenentzündungen, psychosomatische Beschwerden.
Was passiert in deinem Körper?
Bei Endometriose läuft in deinem Körper ein komplexer Prozess ab, der weit über "versprengte Gebärmutterschleimhaut" hinausgeht:
Chronische Entzündungen entstehen überall dort, wo Endometriose-Gewebe wächst. Diese Entzündungen sind es, die einen Großteil deiner Schmerzen verursachen.
Verwachsungen bilden sich. Dein Körper versucht, die Entzündungen zu "reparieren", und verklebt dabei Organe miteinander. Diese Verwachsungen können Organe in ihrer Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen.
Nervenschädigungen können entstehen, wenn Endometriose-Gewebe auf Nerven drückt oder in sie einwächst. Das erklärt die teilweise extremen Schmerzen.
Der Zusammenhang mit Darm und Immunsystem
Hier wird es besonders interessant – und komplex:
Endometriose und dein Darm
Bei etwa 5-12% der Frauen mit Endometriose sitzt das Gewebe direkt am oder im Darm. Aber selbst wenn das nicht der Fall ist, gibt es eine enge Verbindung:
Die chronischen Entzündungen, die Endometriose verursacht, beeinflussen deine Darmgesundheit massiv. Dein Darm liegt im Bauchraum dicht bei deinen Fortpflanzungsorganen – wenn dort Entzündungen toben, leidet auch er mit.
Endo-Belly ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Dein aufgeblähter Bauch zeigt, dass dein Darm unter Stress steht. Die Entzündungen können deine Darmbarriere durchlässiger machen ("Leaky Gut"), was wiederum zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten und weiteren Entzündungen führen kann – ein Teufelskreis.
Die Histamin-Problematik
Ein oft übersehener Aspekt bei Endometriose ist das Thema Histamin. Histamin ist ein Botenstoff, der bei Entzündungen und allergischen Reaktionen eine zentrale Rolle spielt. Und hier liegt das Problem:
Endometriose-Herde produzieren Histamin – sie sind regelrechte Histamin-Fabriken. Gleichzeitig sind bei vielen Frauen mit Endometriose die Enzyme, die Histamin abbauen (DAO und HNMT), nicht ausreichend aktiv oder werden durch die Entzündungen gehemmt.
Was bedeutet das für dich?
Histamin verstärkt Schmerzen massiv. Es macht deine Schmerzrezeptoren empfindlicher und senkt deine Schmerzschwelle. Das erklärt, warum manche Tage unerträglich sind und andere erträglicher – oft hängt das mit deinem Histaminspiegel zusammen.
Histamin fördert Entzündungen und befeuert damit den Teufelskreis aus Entzündung, Schmerz und weiterem Gewebewachstum.
Histamin kann den Endo-Belly verschlimmern, indem es die Darmbarriere durchlässiger macht und Verdauungsprobleme verstärkt.
Viele Frauen mit Endometriose entwickeln eine Histaminintoleranz – ihr Körper kann das viele Histamin nicht mehr richtig abbauen. Symptome einer Histaminintoleranz sind:
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Flush (gerötetes Gesicht)
- Herzrasen
- Verdauungsprobleme
- Verstärkte Schmerzen nach histaminreichen Mahlzeiten
- Schlafstörungen
Was kannst du tun?
- Versuche für 4-6 Wochen eine histaminarme Ernährung: Meide gereiften Käse, Rotwein, Schokolade, Tomaten, Spinat, geräuchertes Fleisch, Konserven, lange gelagertes oder fermentiertes Essen
- Frisch kochen ist das A und O – Histamin entsteht besonders in nicht-frischen Lebensmitteln
- Vitamin C und Vitamin B6 unterstützen den Histaminabbau
- Quercetin (ein Pflanzenstoff aus Zwiebeln, Äpfeln) stabilisiert Mastzellen und hemmt Histaminausschüttung
- Achte auf eine gesunde Darmflora – bestimmte Darmbakterien bauen Histamin ab, andere produzieren es

Dein Immunsystem spielt verrückt
Bei Endometriose ist dein Immunsystem fehlreguliert. Normalerweise würde es versprengtes Gebärmuttergewebe erkennen und beseitigen. Bei Endometriose tut es das nicht – im Gegenteil, es fördert sogar das Wachstum der Endometriose-Herde.
Gleichzeitig ist dein Immunsystem überaktiv, was die chronischen Entzündungen erklärt. Es kämpft permanent, aber gegen die falschen Dinge. Die übermäßige Histaminausschüttung ist Teil dieser fehlgeleiteten Immunreaktion.
Ernährung: Kann Essen helfen?
Kurze Antwort: Ja, aber es ist kein Wundermittel. Die richtige Ernährung kann deine Symptome lindern, indem sie Entzündungen reduziert und deinen Darm unterstützt. Sie kann Endometriose nicht heilen, aber deine Lebensqualität deutlich verbessern.
Was kann helfen:
Entzündungshemmend essen: Viel Omega-3-Fettsäuren (fetter Fisch, Leinsamen, Walnüsse), viel buntes Gemüse, Beeren, Kurkuma, Ingwer. Diese Lebensmittel wirken wie eine natürliche Entzündungsbremse.
Darmfreundlich leben: Probiotika (Joghurt, Kefir, Sauerkraut), präbiotische Ballaststoffe (Haferflocken, Leinsamen, Chicorée), ausreichend Flüssigkeit. Ein gesunder Darm bedeutet weniger systemische Entzündungen.
Zucker und verarbeitete Lebensmittel reduzieren: Sie befeuern Entzündungen und können deinen Blutzuckerspiegel destabilisieren – besonders problematisch, wenn du auch PCOS hast.
Gluten und Milchprodukte testweise weglassen: Viele Frauen mit Endometriose berichten von weniger Beschwerden, wenn sie diese weglassen. Probiere es für 4-6 Wochen aus.
Auf deinen Körper hören: Führe ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch. Du wirst Muster erkennen.
Therapie: Was kann dir helfen?
Die schlechte Nachricht zuerst: Endometriose ist nicht heilbar. Aber – und das ist wichtig – sie ist behandelbar. Es gibt viele Wege, deine Symptome zu kontrollieren und deine Lebensqualität zu verbessern.
Hormontherapie
Konventionelle Hormontherapie: Die Pille, synthetische Gestagene oder GnRH-Analoga können das Wachstum von Endometriose-Gewebe bremsen, indem sie deinen Zyklus unterdrücken. Das ist oft der erste Behandlungsschritt. Keine Periode = kein Wachstum und keine Blutungen der Endometriose-Herde.
Naturidentisches Progesteron: Eine sanftere Alternative, die immer mehr Beachtung findet, ist naturidentisches (bioidentisches) Progesteron. Im Gegensatz zu synthetischen Gestagenen hat es die gleiche molekulare Struktur wie das Progesteron, das dein Körper selbst produziert.
Bei Endometriose ist oft ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron ein Problem – zu viel Östrogen fördert das Wachstum von Endometriose-Gewebe, während Progesteron es bremst. Naturidentisches Progesteron kann:
- Das Wachstum der Endometriose-Herde hemmen
- Entzündungen reduzieren
- Schmerzen lindern
- Oft weniger Nebenwirkungen verursachen als synthetische Hormone
Es wird meist als Creme oder in Zäpfchenform angewendet. Wichtig ist die richtige Dosierung und der richtige Zeitpunkt im Zyklus – das solltest du unbedingt mit einem geschulten, erfahrenen Therapeuten sprechen, der Erfahrung mit naturidentischer Hormontherapie hat.
Manche Frauen berichten, dass sie mit naturidentischem Progesteron besser zurechtkommen als mit synthetischen Hormonen, besonders wenn sie empfindlich auf die Nebenwirkungen der Pille reagieren. Es ist kein Wundermittel, aber eine Möglichkeit, die du in Betracht ziehen kannst. Ich selbst nehme seit über 20 Jahren Progesteroncreme, und hatte in der Folge nur noch sehr selten Zyklusabhängige Schmerzen!
Operation
Bei einer Bauchspiegelung können Endometriose-Herde entfernt werden. Das kann dir erhebliche Erleichterung verschaffen, besonders wenn Verwachsungen gelöst werden. Aber: Endometriose kann wiederkommen. Eine Operation ist kein Allheilmittel, aber oft ein wichtiger Schritt.
Schmerztherapie
Nicht nur Schmerzmittel! Eine multimodale Schmerztherapie kann Physiotherapie (besonders Beckenbodenphysiotherapie), TENS-Geräte, Akupunktur, Wärmeanwendungen und psychologische Unterstützung umfassen.
Ganzheitliche und alternative Therapieansätze
Endometriose ist eine Erkrankung, die deinen ganzen Körper betrifft – nicht nur deine Gebärmutter. Deshalb kann ein ganzheitlicher Ansatz, der verschiedene Ebenen berücksichtigt, oft am wirksamsten sein.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Akupunktur: In der TCM wird Endometriose als "Blutstagnation" verstanden. Akupunktur kann Schmerzen lindern, Entzündungen reduzieren und den Energiefluss im Körper harmonisieren. Viele Frauen berichten von deutlich weniger Schmerzen durch regelmäßige Akupunktur-Sitzungen. Chinesische Kräuter können den Hormonhaushalt sanft regulieren.
Osteopathie und Viszerale Therapie: Osteopathen arbeiten mit den Faszien und Organen in deinem Bauchraum. Sie können Verwachsungen ertasten und sanft lösen, die Durchblutung verbessern und Spannungen nehmen. Besonders hilfreich ist die viszerale Osteopathie, die sich gezielt mit den Bauchorganen beschäftigt.
Beckenbodenphysiotherapie: Dein Beckenboden ist oft verspannt und verkrampft durch die chronischen Schmerzen.
Phytotherapie (Pflanzenheilkunde): Bestimmte Heilpflanzen haben entzündungshemmende und hormonregulierende Wirkungen:
- Mönchspfeffer kann das hormonelle Gleichgewicht unterstützen
- Frauenmantel wird traditionell bei Frauenleiden eingesetzt
- Ingwer und Kurkuma wirken stark entzündungshemmend
- Schafgarbe kann krampflösend wirken
Ayurveda: Die indische Heilkunst betrachtet Endometriose als Störung des Pitta- und Vata-Doshas. Ayurvedische Behandlungen umfassen spezielle Ernährung, Kräuter, Ölmassagen und Entgiftungsverfahren (Panchakarma).
Yoga und Meditation: Sanfte Yoga-Formen wie Yin Yoga können helfen, Verspannungen im Becken zu lösen und den Parasympathikus zu aktivieren – dein "Ruhe-und-Verdauungs-Nervensystem". Meditation und Atemübungen helfen dir, mit Schmerzen anders umzugehen und Stress zu reduzieren, der Entzündungen befeuern kann.
Homöopathie: Manche Frauen finden Linderung durch homöopathische Behandlung.
Nahrungsergänzungsmittel:
- Omega-3-Fettsäuren (hochwertiges Fischöl oder Algenöl) wirken entzündungshemmend
- Vitamin D – viele Frauen mit Endometriose haben einen Mangel
- Magnesium kann Krämpfe lindern
- Kurkuma (Curcumin) mit Piperin für bessere Aufnahme
- N-Acetylcystein (NAC) kann Entzündungen und oxidativen Stress reduzieren
Wärme- und Kältetherapie: Wärmflaschen, Kirschkernkissen oder warme Bäder können akute Schmerzen lindern. Manche Frauen schwören auch auf Kälteanwendungen bei starken Entzündungen.
Rizinus-Öl-Packungen: Eine alte Naturheilkunde-Methode: Warmes Rizinusöl auf den Unterbauch aufgetragen und mit einem warmen Tuch abgedeckt. Es soll Entgiftung fördern und Entzündungen reduzieren.
Wichtig zu wissen: Diese Ansätze ersetzen keine schulmedizinische Behandlung, können sie aber wunderbar ergänzen.
Höre auf deinen Körper und probiere aus, was dir guttut. Am besten funktioniert oft eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen, abgestimmt auf deine individuelle Situation. Arbeite idealerweise mit Therapeuten zusammen, die Erfahrung mit Endometriose haben und dich ganzheitlich betrachten.
Psychologische Unterstützung
Leben mit chronischen Schmerzen ist psychisch belastend. Eine Therapie kann dir helfen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und mit der emotionalen Last umzugehen.
Du bist nicht allein
Endometriose betrifft etwa jede 10. Frau im gebärfähigen Alter. Das sind Millionen Frauen weltweit. Du bist nicht verrückt, du bist nicht empfindlich, und deine Schmerzen sind real.
Wenn du den Verdacht hast, Endometriose zu haben:
Nimm deine Symptome ernst. Starke Regelschmerzen sind NICHT normal.
Such dir einen Therapeuten, der zuhört. Wenn dein Gynäkologe dich nicht ernst nimmt, such einen anderen.
Dokumentiere deine Symptome. Ein Symptomtagebuch hilft dir und deinem Arzt, Muster zu erkennen.
Tausch dich aus. Es gibt Selbsthilfegruppen, Online-Communities und Foren. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann unglaublich wertvoll sein.
Sei geduldig mit dir. Die Diagnose zu bekommen, ist oft ein langer Weg. Die richtige Behandlung zu finden, kann dauern. Das ist frustrierend, aber gib nicht auf.
Wenn du unter hormonellen Beschwerden, Schmerzen, Darmprobleme, Autoimmune Probleme leidest, dann begleite ich dich gerne in meiner Praxis in Lörrach auf dem Weg in eine Balance. Hier kann ich dir geeignete Laboranalysen bieten und eine individuelle Therapie für dich ausarbeiten.
Ich würde mich freuen, von dir zu hören!