Philosophie im Alltag IV: Stoizismus und Tantra. geht das zusammen?
Vom stoischen Gleichmut zum Nicht-Verweilen: Zwei Wege der Gelassenheit
In den letzten Artikeln haben wir uns mit der antiken Philosophie beschäftigt – mit der Dichotomie der Kontrolle, mit der Kunst des Loslassens durch Vernunft und Logik. Heute möchte ich einen Schritt weitergehen und dir eine andere grosse Tradition vorstellen: den (tibetischen) Tantra, insbesondere die Lehren des Mahamudra ("grosses Siegel").
Diese beiden kulturell doch so unterschiedlichen Wege begleiten mich schon fast mein ganzes Leben. Mit 10 Jahren bekam ich von meinem Vater einen dicken Wälzer der Griechischen Sagen geschenkt, so kam ich nach und nach zu den griechischen Denkern. Mit 16 Jahren hat mich eine Atemtherapeutin in das Chakrensystem und Atemtechniken eingeführt. Einige Jahre später habe ich, durch verschiedene Schriften und Meditationstechniken, begonnen mich mit (Kaschmirischen) tantrischen Meditationen und Techniken zu beschäftigen.
Viele werden sagen, dass dies nicht zusammen passt. Man müsse sich für einen Weg entscheiden.
Also vielleicht fragst auch du dich: Was hat die antike griechische Philosophie mit einem tibetischen Meditationsweg zu tun? Eine Antwort zeigt sich schon am Apollontempel in Delphi eingemeißelt: GNOTHI SEAUTON- erkenne dich selbst.

Bildrechte
Diese uralte Aufforderung zur Innenschau verbindet im Grunde beide Traditionen. Doch während die Stoiker Selbsterkenntnis durch die Vernunft suchten, zeigt Tantra einen Weg, der noch tiefer geht- über den Verstand hinaus, ins direkte Erfahren.
Beide Traditionen zeigen Wege zur Gelassenheit im Alltag – aber sie gehen völlig unterschiedlich vor. Und genau darin liegt ihre Stärke für mich (und vielleicht auch für dich?!).
Der stoische Weg: Die Macht der Vernunft
Die Stoiker lehrten uns, die Welt durch die Brille der Vernunft zu betrachten. Marcus Aurelius schrieb in seinen Selbstbetrachtungen: "Du hast die Macht über deinen Geist, nicht über äußere Ereignisse. Erkenne das, und du wirst Stärke finden."
Der stoische Weg funktioniert so:
Das ist kraftvoll. Das funktioniert. Aber es gibt einen Punkt, an dem die Logik an ihre Grenzen stößt.
Wo die Logik endet: Das Problem des Verstandes
Logik ist Zweifel. Der Verstand analysiert, vergleicht, bewertet. Er fragt: "Ist das wirklich so? Sollte ich nicht...? Was wenn...?" Diese ständige Gedankenaktivität kann uns in einer Schleife gefangen halten. Wir denken über Gelassenheit nach, anstatt sie zu sein.
Das Ego trickst. Es gibt dir das Gefühl, du hättest Kontrolle, wenn du nur genug nachdenkst. Aber genau dieses Nachdenken hält dich oft im Problem fest.
Osho beschrieb Tantra als die innere Reise, bei der Moral als Konsequenz entsteht, nicht als Voraussetzung. Anders als die stoische Vernunftarbeit geht Tantra einen direkteren Weg: nach innen, jenseits des Verstandes.

Der tantrische Weg: Wo Yoga endet, beginnt Tantra
Bevor wir zum Mahamudra (Auch hier eine kurze Erklärung zu Tantra: es gibt nicht den einen Tantra- es gibt viele verschiedene Tantra Traditionen) kommen, müssen wir verstehen: Tantra beginnt dort, wo Yoga aufhört. Das ist eine tiefgreifende Einsicht.
Yoga ist der Weg des Willens, der Disziplin, der Kontrolle. Du kämpfst mit deinen Instinkten, du übst dich in Verzicht, du läuterst dein Ego durch Anstrengung. Es sagt dir: Du musst dich verändern, dich selbst überwinden.
Aber irgendwann, kommt vielleicht ein Moment der Erschöpfung. Der Yogi erkennt: Je perfekter das Ego wird, desto nutzloser fühlt sich die ganze Reise an. Der Kampf wird sinnlos. Und genau hier – in diesem Moment der totalen Erschöpfung des Willens – öffnet sich die Tür zu Tantra.
Osho beschreibt es wie eine Treppe mit zwei Enden: Yoga ist der unterste Punkt, Tantra der höchste. Tantra ist die Fortführung, die natürliche Vollendung dessen, was Yoga begonnen hat.
"No Mind" – Kein Verstand
Hier setzt u.a. Mahamudra an. Tilopas Gesang lehrt uns:
"Die Leere bedarf keiner Stütze. Mahamudra stützt sich auf Nichts. Anstrengungslos, gelöst und völlig natürlich bleibend, kann das Joch zerbrechen und Befreiung geschehen."
Was bedeutet das praktisch für dich?
Nach innen blicken
Statt nach außen zu schauen und die Welt durch Logik zu ordnen, schaust du nach innen. Du beobachtest nicht nur deine Gedanken – du erkennst, dass du nicht deine Gedanken bist.
"Wenn du mit wachen Augen nach Nichts suchst und zugleich der Geist den Geist erblickt, verschwinden alle Unterscheidungen."
Das ist No Mind – der Zustand, in dem der Verstand zur Ruhe kommt. Nicht durch Unterdrückung, sondern durch direktes Erkennen.
Das Göttliche in sich finden
Osho lehrte, dass echte Religion dich deine Unsterblichkeit entdecken lässt, das Göttliche in dir selbst. Du brauchst keinen äußeren Gott, keinen Priester, kein kompliziertes System.
Das Göttliche – nenne es Bewusstsein, wahres Selbst oder All-Eins-Sein – ist bereits in dir. Du musst es nicht erreichen. Du musst nur aufhören, es mit deinem geschäftigen Verstand zu überdecken.
"Formen und Farben bilden sich im Raum, aber der Raum selbst ist weder schwarz noch weiß. Aus diesem Geist jenseits des Geistes, dem wahren Selbst, entstehen alle Dinge, aber der Geist selbst bleibt von Tugenden und Lastern unbefleckt."
Der Unterschied: Kampf vs Hingabe
Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen allen drei Wegen:
Stoizismus arbeitet mit Vernunft und Logik – du denkst dich zur Gelassenheit.
Yoga arbeitet mit Willen und Disziplin – du kämpfst dich zur Erleuchtung. Es ist der Pfad des Kriegers. Du unterdrückst Begierden, kontrollierst deinen Körper, läuterst dein Ego durch Anstrengung.
Tantra arbeitet mit direkter Erfahrung jenseits des Denkens – du erfährst Gelassenheit, indem du das Denken UND den Willen transzendierst. Tantra ist der Weg der Hingabe, nicht des Kampfes.
Osho sagt: Tantra beginnt dort, wo Yoga endet. Und genau deshalb ist Tantra auch die Fortführung des stoischen Weges. Denn beide – Stoizismus und Yoga – arbeiten letztlich mit dem Verstand und dem Willen. Beide versuchen, etwas zu kontrollieren oder zu verändern.
Tantra sagt: Akzeptiere, was du bist. Kämpfe nicht. Nutze deine Energie, aber bewusst. Transformiere durch Gewahrsein, nicht durch Unterdrückung.
Das Herz ist im Vertrauen. Während Verstand und Wille zweifeln, analysieren und kontrollieren wollen, weiß das Herz einfach. Es braucht keine Beweise, keine Anstrengung.
Tantra lehrt: Der Körper ist heilig. Ehrfurcht vor dem Körper. Liebe und Dankbarkeit. Nicht Kampf, sondern positive Transformation durch Gewahrsein.
Osho beschrieb Tantra als poetischen Ansatz, der an plötzliche Erleuchtung glaubt, nicht an schrittweise Entwicklung. Es geht um Liebe, nicht um Mathematik.
Ganz in Liebe sein
Was heißt das für deinen Alltag?
Wenn du in Liebe bist – mit dir selbst, mit dem Moment, mit dem Leben, deinem Tun, wie es ist – dann gibt es kein Festhalten mehr. Keine Anhaftung. Keine Ablehnung.
"Lass die Gedanken kommen und gehen wie sie wollen, gleich den Wellen des Meeres."
Du kämpfst nicht gegen deine Gedanken. Du versuchst nicht, sie logisch zu zerlegen. Du lässt sie einfach durchziehen, wie Wolken am Himmel. Und in diesem Loslassen entdeckst du eine Freiheit, die tiefer geht als jede Vernunfterkenntnis.

Das All-Eins-Sein
Am Ende lösen sich alle Unterscheidungen auf. Stoiker würden sagen: Du erkennst, dass du Teil eines größeren kosmischen Ganzen bist. Mahamudra sagt: Du bist dieses Ganze.
"Am Ende des Weges ist er ein großes unendliches Meer, wo das Licht von Sohn und Mutter in eins verschmelzen."
Das ist das All-Eins-Sein – keine Trennung mehr zwischen Beobachter und Beobachtetem, zwischen dir und dem Leben, zwischen innen und außen.
Drei Wege zusammen: Ein ganzheitlicher Ansatz
In einer ganzheitsmedizinischen Praxis sehe ich täglich, wie wertvoll alle drei Ansätze sind:
Für den Kopfmenschen, der im Grübeln gefangen ist, bietet Stoizismus einen ersten Schritt: strukturiere deine Gedanken, erkenne, was du kontrollieren kannst. Das schafft Ordnung im Chaos.
Dann kommt oft der Punkt, wo Struktur nicht mehr reicht. Hier kann Yoga helfen: Disziplin, Körperübung, Atemtechniken. Du lernst, deinen Körper zu beherrschen, Willensstärke zu entwickeln. Der Krieger in dir erwacht.
Aber dann kommt der Punkt, wo auch der Kampf erschöpft. Wo du merkst: Je mehr ich mich anstrenge, desto weiter entferne ich mich von der Wahrheit. Hier öffnet Tantra die Tür: Geh nach innen. Hör auf zu kämpfen. Finde die Stille jenseits der Gedanken. Erfahre die Liebe, die du bereits bist.
Tantra betont die Heiligkeit des Körpers (auch in der Sexualität) und fordert auf, Verspannungen zu lösen und Energie fließen zu lassen. Es ist eine positive Transformation, kein Kampf.
Der Verstand ordnet. Der Wille stärkt. Das Herz heilt. Alle drei zusammen – das ist ganzheitliche Medizin für die Seele.
Osho beschreibt es so: Tantra ist weiblich, Yoga ist männlich. Tantra ist Hingabe, Yoga ist Wille. Tantra ist mühelos, Yoga ist gewaltige Anstrengung. Sie treffen sich am Gipfel – aber am Fuße des Berges, wo du jetzt stehst, musst du einen Weg wählen. Und wenn du den Weg des Kampfes lange genug gegangen bist, wird der Weg der Hingabe zu deiner natürlichen Fortsetzung.
Eine praktische Übung für dich
Möchtest du beide Wege in deinem Alltag verbinden? Hier eine einfache Praxis:
Morgens (stoisch): Nimm dir 5 Minuten. Frage dich: "Was kann ich heute kontrollieren? Was liegt außerhalb meiner Macht?" Schreibe drei Dinge auf, bei denen du bewusst loslassen willst.
Abends (tantrisch): Setze dich bequem hin. "Gleich einem hohlen Bambus ruhe bequem im Körper." Schließe die Augen. Atme. Lass alle Gedanken kommen und gehen. Beobachte sie wie Wolken. Wie ein hohles Bambusrohr, das zur Flöte wird, lass dich atmen.Bleibe 10 Minuten in dieser Stille.
Sei geduldig mit dir. Tilopas Gesang beschreibt drei Phasen: Am Anfang fühlt sich der Geist an wie ein Wasserfall (chaotisch). In der Mitte fließt er wie ein ruhiger Fluss. Am Ende wird er zum weiten Meer.
Abschließende Gedanken
Beide Wege – der stoische und der tantrische – sind Geschenke an uns. Der eine nutzt den Verstand, um über ihn hinauszugehen. Der andere taucht direkt ins Herz ein.
Du musst dich nicht entscheiden. Nutze die Vernunft, wenn sie hilft. Aber vergiss nicht: Das Herz ist im Vertrauen. Und manchmal ist das größte Vertrauen, einfach loszulassen und zu sein.
"Das große Siegel – Mahamudra – ist jenseits aller Worte und Bilder."
Vielleicht ist wahre Gelassenheit genau das: Nicht mehr zu wissen. Nicht mehr zu kontrollieren. Sondern einfach zu sein– ganz in Liebe, im All-Eins-Sein, im gegenwärtigen Moment.
ANHANG:
Hier der komplette klassische Text des Gesang von Tilopa.
(Ein Lehrer zu seinem Schüler):
Tilopas Gesang von Mahamudra
Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole - Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu, sei dennoch so viel gesagt:
Die Leere braucht keine Stützen, Mahamudra ruht auf nichts, Ohne jede Anstrengung, Einfach nur, indem du gelöst und natürlich bleibst, Kannst du das Joch zerbrechen - Und Befreiung erlangen.
Wenn du vor dir im Raume nichts mehr siehst, Und dann mit deinem eigenen Geist den eigenen Geist betrachtest, Verschwinden alle Unterscheidungen, Und du gelangst zur Buddhaschaft.
Die Wolken wandern durch den Himmel, Sie haben weder Wurzeln noch Heimat; Wie Wolken sind die einzelnen Gedanken, Die deinen Geist durchziehen. Sobald der Geist sich selber erkannt hat, Hört jede Unterscheidung auf.
Formen und Farben bilden sich im Raum, Aber weder Schwarz noch Weiss Hinterlassen in ihm Spuren.
Aus diesem Geist des Geistes entstehen alle Dinge. Weder Tugend noch Laster beflecken ihn.
Die Finsternis von Jahrtausenden Kann nichts gegen die glühende Sonne ausrichten; Die langen Zeitalter des Samsara. Können das helle Licht des Geistes nicht verdecken.
Obwohl wir Worte brauchen, um die Leere zu erklären, Ist doch die Leere selbst nicht sagbar. Wir sagen zwar: "Bewusstsein ist ein helles Licht", Doch lässt es sich mit Worten und Symbolen nicht erfassen, Bewusstsein ist in seinem Wesen leer, Und doch umfasst und hält es alle Dinge.
Tu nichts mit dem Körper - entspanne dich nur, Verschliesse fest den Mund und sei still. Entleere deinen Geist und denk an nichts. Lass deinen Körper leicht wie einen hohlen Bambus ruhn.
Kein Geben und Nehmen: der Geist ruht, Mahamudra ist wie ein Geist, der sich an nichts klammert. Wenn du dich darin übst, wirst du bald von der Buddhaschaft erreicht.
Kein üben von Mantras und Paramitas, Kein Unterricht in Sutras und Geboten,
Kein Wissen aus Schulen und Schriften, Führt zur Erkenntnis der eingeborenen Wahrheit.
Denn wenn der Geist nach etwas strebt, Erfüllt von Sehnsucht nach dem Ziel, Verhüllt er damit nur das Licht.
Wer sich an Tantrische Gebote hält und dennoch urteilt, Begeht Verrat am Geist des Samaya.
Gib alles Tun und Wünschen auf, Lass die Gedanken steigen und verebben, Wie Meereswogen.
Wer die Vergänglichkeit niemals vergisst, Noch das Prinzip der Urteilslosigkeit, Der richtet sich nach Tantrischem Gebot.
Wer alles Sehnen aufgibt, Sich nicht an dieses oder jenes heftet, Erkennt den wahren Sinn der Schriften.
Im Mahamudra verbrennen alle deine Sünden; Im Mahamudra wirst du Aus dem Gefängnis der Welt entlassen. Es ist die hellste Flamme des Dharma.
Die das nicht glauben, sind Narren, Die sich in Elend und Sorgen ewig wälzen.
Verlass dich, um zur Freiheit zu gelangen, Auf die Hilfe eines Guru. Wenn dein Geist seinen Segen empfängt, Ist die Befreiung nah.
Alle Dinge dieser Welt sind sinnlos Und nichts als Keime neuer Leiden.
Kleine Lehren predigen Taten - Folge nur einer Lehre, die gross ist.
Der königliche Blick geht über alle Dualität hinaus. Die königliche Methode überwindet alle Ablenkungen, Der Weg der Nicht - Methode ist der Weg aller Buddhas, Wer diesen Pfad betritt, wird von der Buddhaschaft erreicht.
Vergänglich ist die Welt - Substanzlos wie Phänomene und Träume. Entsage Ihr und verlasse die Deinen. Zerschneide die Bande von Lust und Hass Und meditiere in Wäldern und Bergen.
Wenn du ohne Mühe Gelöst und natürlich bleiben kannst, Wirst du bald von Mahamudra erreicht Und du trägst den "Nicht-Sieg" davon.
Schlag einem Baum die Wurzeln ab, und seine Blätter welken; Schlag deinem Geist die Wurzeln ab, und das Rad der Welt zerfällt.
Jedes beliebige Licht vertreibt in einem Augenblick Die Dunkelheit ganzer Zeitalter. Das starke Feuer des Geistes verbrennt mit einem Blitz Den Schleier der Unwissenheit.
Wer sich an den Geist klammert, Erkennt die Wahrheit nicht, die jenseits davon ist.
Wer sich bemüht das Dharma einzuüben, Erkennt die Wahrheit nicht, die jenseits aller Übung ist. Wer wissen will, was jenseits von Geist und Übung ist Durchhaut mit einem Schlag die Wurzeln seines Geistes, Und starrt mit nacktem Blick.
So wirst du frei von aller Unterscheidung - Und ruhst in dir. Man sollte weder geben noch nehmen, Sondern natürlich bleiben - denn Mahamudra Liegt jenseits von Hingabe und Weigerung.
Weil alaya nicht geboren wird, Kann niemand es hindern oder beflecken; Wer im ungeborenen Reich verweilt, Dem löst sich aller Schein ins Dharma auf, Und Eigenwille und Stolz verschwinden im Nichts.
Die höchste Einsicht Verlässt die Welt von Diesem und Jenem.
Das höchste Handeln Vereinigt grosse Schöpferkraft mit Ungebundenheit.
Die höchste Vollendung Erkennt das So-Sein ohne Hoffnung.
Im Anfang spürt der Yogi, wie sein Geist Abstürzt wie ein Wasserfall; Dann, auf halbem Wege, strömt er dahin, Langsam und sacht wie der Ganges. Am Ende ist er ein grosses, unendliches Meer, Wo das Licht von Sohn und Mutter in eins verschmelzen.
In den letzten Artikeln haben wir uns mit der antiken Philosophie beschäftigt – mit der Dichotomie der Kontrolle, mit der Kunst des Loslassens durch Vernunft und Logik. Heute möchte ich einen Schritt weitergehen und dir eine andere grosse Tradition vorstellen: den (tibetischen) Tantra, insbesondere die Lehren des Mahamudra ("grosses Siegel").
Diese beiden kulturell doch so unterschiedlichen Wege begleiten mich schon fast mein ganzes Leben. Mit 10 Jahren bekam ich von meinem Vater einen dicken Wälzer der Griechischen Sagen geschenkt, so kam ich nach und nach zu den griechischen Denkern. Mit 16 Jahren hat mich eine Atemtherapeutin in das Chakrensystem und Atemtechniken eingeführt. Einige Jahre später habe ich, durch verschiedene Schriften und Meditationstechniken, begonnen mich mit (Kaschmirischen) tantrischen Meditationen und Techniken zu beschäftigen.
Viele werden sagen, dass dies nicht zusammen passt. Man müsse sich für einen Weg entscheiden.
Also vielleicht fragst auch du dich: Was hat die antike griechische Philosophie mit einem tibetischen Meditationsweg zu tun? Eine Antwort zeigt sich schon am Apollontempel in Delphi eingemeißelt: GNOTHI SEAUTON- erkenne dich selbst.

Bildrechte
Diese uralte Aufforderung zur Innenschau verbindet im Grunde beide Traditionen. Doch während die Stoiker Selbsterkenntnis durch die Vernunft suchten, zeigt Tantra einen Weg, der noch tiefer geht- über den Verstand hinaus, ins direkte Erfahren.
Beide Traditionen zeigen Wege zur Gelassenheit im Alltag – aber sie gehen völlig unterschiedlich vor. Und genau darin liegt ihre Stärke für mich (und vielleicht auch für dich?!).
Der stoische Weg: Die Macht der Vernunft
Die Stoiker lehrten uns, die Welt durch die Brille der Vernunft zu betrachten. Marcus Aurelius schrieb in seinen Selbstbetrachtungen: "Du hast die Macht über deinen Geist, nicht über äußere Ereignisse. Erkenne das, und du wirst Stärke finden."
Der stoische Weg funktioniert so:
- Du beobachtest deine Gedanken
- Du prüfst sie logisch: Was kann ich kontrollieren? Was nicht?
- Du entscheidest bewusst, wie du reagierst
- Du trainierst dich in rationaler Neubewertung
Das ist kraftvoll. Das funktioniert. Aber es gibt einen Punkt, an dem die Logik an ihre Grenzen stößt.
Wo die Logik endet: Das Problem des Verstandes
Logik ist Zweifel. Der Verstand analysiert, vergleicht, bewertet. Er fragt: "Ist das wirklich so? Sollte ich nicht...? Was wenn...?" Diese ständige Gedankenaktivität kann uns in einer Schleife gefangen halten. Wir denken über Gelassenheit nach, anstatt sie zu sein.
Das Ego trickst. Es gibt dir das Gefühl, du hättest Kontrolle, wenn du nur genug nachdenkst. Aber genau dieses Nachdenken hält dich oft im Problem fest.
Osho beschrieb Tantra als die innere Reise, bei der Moral als Konsequenz entsteht, nicht als Voraussetzung. Anders als die stoische Vernunftarbeit geht Tantra einen direkteren Weg: nach innen, jenseits des Verstandes.

Der tantrische Weg: Wo Yoga endet, beginnt Tantra
Bevor wir zum Mahamudra (Auch hier eine kurze Erklärung zu Tantra: es gibt nicht den einen Tantra- es gibt viele verschiedene Tantra Traditionen) kommen, müssen wir verstehen: Tantra beginnt dort, wo Yoga aufhört. Das ist eine tiefgreifende Einsicht.
Yoga ist der Weg des Willens, der Disziplin, der Kontrolle. Du kämpfst mit deinen Instinkten, du übst dich in Verzicht, du läuterst dein Ego durch Anstrengung. Es sagt dir: Du musst dich verändern, dich selbst überwinden.
Aber irgendwann, kommt vielleicht ein Moment der Erschöpfung. Der Yogi erkennt: Je perfekter das Ego wird, desto nutzloser fühlt sich die ganze Reise an. Der Kampf wird sinnlos. Und genau hier – in diesem Moment der totalen Erschöpfung des Willens – öffnet sich die Tür zu Tantra.
Osho beschreibt es wie eine Treppe mit zwei Enden: Yoga ist der unterste Punkt, Tantra der höchste. Tantra ist die Fortführung, die natürliche Vollendung dessen, was Yoga begonnen hat.
"No Mind" – Kein Verstand
Hier setzt u.a. Mahamudra an. Tilopas Gesang lehrt uns:
"Die Leere bedarf keiner Stütze. Mahamudra stützt sich auf Nichts. Anstrengungslos, gelöst und völlig natürlich bleibend, kann das Joch zerbrechen und Befreiung geschehen."
Was bedeutet das praktisch für dich?
Nach innen blicken
Statt nach außen zu schauen und die Welt durch Logik zu ordnen, schaust du nach innen. Du beobachtest nicht nur deine Gedanken – du erkennst, dass du nicht deine Gedanken bist.
"Wenn du mit wachen Augen nach Nichts suchst und zugleich der Geist den Geist erblickt, verschwinden alle Unterscheidungen."
Das ist No Mind – der Zustand, in dem der Verstand zur Ruhe kommt. Nicht durch Unterdrückung, sondern durch direktes Erkennen.
Das Göttliche in sich finden
Osho lehrte, dass echte Religion dich deine Unsterblichkeit entdecken lässt, das Göttliche in dir selbst. Du brauchst keinen äußeren Gott, keinen Priester, kein kompliziertes System.
Das Göttliche – nenne es Bewusstsein, wahres Selbst oder All-Eins-Sein – ist bereits in dir. Du musst es nicht erreichen. Du musst nur aufhören, es mit deinem geschäftigen Verstand zu überdecken.
"Formen und Farben bilden sich im Raum, aber der Raum selbst ist weder schwarz noch weiß. Aus diesem Geist jenseits des Geistes, dem wahren Selbst, entstehen alle Dinge, aber der Geist selbst bleibt von Tugenden und Lastern unbefleckt."
Der Unterschied: Kampf vs Hingabe
Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen allen drei Wegen:
Stoizismus arbeitet mit Vernunft und Logik – du denkst dich zur Gelassenheit.
Yoga arbeitet mit Willen und Disziplin – du kämpfst dich zur Erleuchtung. Es ist der Pfad des Kriegers. Du unterdrückst Begierden, kontrollierst deinen Körper, läuterst dein Ego durch Anstrengung.
Tantra arbeitet mit direkter Erfahrung jenseits des Denkens – du erfährst Gelassenheit, indem du das Denken UND den Willen transzendierst. Tantra ist der Weg der Hingabe, nicht des Kampfes.
Osho sagt: Tantra beginnt dort, wo Yoga endet. Und genau deshalb ist Tantra auch die Fortführung des stoischen Weges. Denn beide – Stoizismus und Yoga – arbeiten letztlich mit dem Verstand und dem Willen. Beide versuchen, etwas zu kontrollieren oder zu verändern.
Tantra sagt: Akzeptiere, was du bist. Kämpfe nicht. Nutze deine Energie, aber bewusst. Transformiere durch Gewahrsein, nicht durch Unterdrückung.
Das Herz ist im Vertrauen. Während Verstand und Wille zweifeln, analysieren und kontrollieren wollen, weiß das Herz einfach. Es braucht keine Beweise, keine Anstrengung.
Tantra lehrt: Der Körper ist heilig. Ehrfurcht vor dem Körper. Liebe und Dankbarkeit. Nicht Kampf, sondern positive Transformation durch Gewahrsein.
Osho beschrieb Tantra als poetischen Ansatz, der an plötzliche Erleuchtung glaubt, nicht an schrittweise Entwicklung. Es geht um Liebe, nicht um Mathematik.
Ganz in Liebe sein
Was heißt das für deinen Alltag?
Wenn du in Liebe bist – mit dir selbst, mit dem Moment, mit dem Leben, deinem Tun, wie es ist – dann gibt es kein Festhalten mehr. Keine Anhaftung. Keine Ablehnung.
"Lass die Gedanken kommen und gehen wie sie wollen, gleich den Wellen des Meeres."
Du kämpfst nicht gegen deine Gedanken. Du versuchst nicht, sie logisch zu zerlegen. Du lässt sie einfach durchziehen, wie Wolken am Himmel. Und in diesem Loslassen entdeckst du eine Freiheit, die tiefer geht als jede Vernunfterkenntnis.

Das All-Eins-Sein
Am Ende lösen sich alle Unterscheidungen auf. Stoiker würden sagen: Du erkennst, dass du Teil eines größeren kosmischen Ganzen bist. Mahamudra sagt: Du bist dieses Ganze.
"Am Ende des Weges ist er ein großes unendliches Meer, wo das Licht von Sohn und Mutter in eins verschmelzen."
Das ist das All-Eins-Sein – keine Trennung mehr zwischen Beobachter und Beobachtetem, zwischen dir und dem Leben, zwischen innen und außen.
Drei Wege zusammen: Ein ganzheitlicher Ansatz
In einer ganzheitsmedizinischen Praxis sehe ich täglich, wie wertvoll alle drei Ansätze sind:
Für den Kopfmenschen, der im Grübeln gefangen ist, bietet Stoizismus einen ersten Schritt: strukturiere deine Gedanken, erkenne, was du kontrollieren kannst. Das schafft Ordnung im Chaos.
Dann kommt oft der Punkt, wo Struktur nicht mehr reicht. Hier kann Yoga helfen: Disziplin, Körperübung, Atemtechniken. Du lernst, deinen Körper zu beherrschen, Willensstärke zu entwickeln. Der Krieger in dir erwacht.
Aber dann kommt der Punkt, wo auch der Kampf erschöpft. Wo du merkst: Je mehr ich mich anstrenge, desto weiter entferne ich mich von der Wahrheit. Hier öffnet Tantra die Tür: Geh nach innen. Hör auf zu kämpfen. Finde die Stille jenseits der Gedanken. Erfahre die Liebe, die du bereits bist.
Tantra betont die Heiligkeit des Körpers (auch in der Sexualität) und fordert auf, Verspannungen zu lösen und Energie fließen zu lassen. Es ist eine positive Transformation, kein Kampf.
Der Verstand ordnet. Der Wille stärkt. Das Herz heilt. Alle drei zusammen – das ist ganzheitliche Medizin für die Seele.
Osho beschreibt es so: Tantra ist weiblich, Yoga ist männlich. Tantra ist Hingabe, Yoga ist Wille. Tantra ist mühelos, Yoga ist gewaltige Anstrengung. Sie treffen sich am Gipfel – aber am Fuße des Berges, wo du jetzt stehst, musst du einen Weg wählen. Und wenn du den Weg des Kampfes lange genug gegangen bist, wird der Weg der Hingabe zu deiner natürlichen Fortsetzung.
Eine praktische Übung für dich
Möchtest du beide Wege in deinem Alltag verbinden? Hier eine einfache Praxis:
Morgens (stoisch): Nimm dir 5 Minuten. Frage dich: "Was kann ich heute kontrollieren? Was liegt außerhalb meiner Macht?" Schreibe drei Dinge auf, bei denen du bewusst loslassen willst.
Abends (tantrisch): Setze dich bequem hin. "Gleich einem hohlen Bambus ruhe bequem im Körper." Schließe die Augen. Atme. Lass alle Gedanken kommen und gehen. Beobachte sie wie Wolken. Wie ein hohles Bambusrohr, das zur Flöte wird, lass dich atmen.Bleibe 10 Minuten in dieser Stille.
Sei geduldig mit dir. Tilopas Gesang beschreibt drei Phasen: Am Anfang fühlt sich der Geist an wie ein Wasserfall (chaotisch). In der Mitte fließt er wie ein ruhiger Fluss. Am Ende wird er zum weiten Meer.
Abschließende Gedanken
Beide Wege – der stoische und der tantrische – sind Geschenke an uns. Der eine nutzt den Verstand, um über ihn hinauszugehen. Der andere taucht direkt ins Herz ein.
Du musst dich nicht entscheiden. Nutze die Vernunft, wenn sie hilft. Aber vergiss nicht: Das Herz ist im Vertrauen. Und manchmal ist das größte Vertrauen, einfach loszulassen und zu sein.
"Das große Siegel – Mahamudra – ist jenseits aller Worte und Bilder."
Vielleicht ist wahre Gelassenheit genau das: Nicht mehr zu wissen. Nicht mehr zu kontrollieren. Sondern einfach zu sein– ganz in Liebe, im All-Eins-Sein, im gegenwärtigen Moment.
ANHANG:
Hier der komplette klassische Text des Gesang von Tilopa.
(Ein Lehrer zu seinem Schüler):
Tilopas Gesang von Mahamudra
Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole - Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu, sei dennoch so viel gesagt:
Die Leere braucht keine Stützen, Mahamudra ruht auf nichts, Ohne jede Anstrengung, Einfach nur, indem du gelöst und natürlich bleibst, Kannst du das Joch zerbrechen - Und Befreiung erlangen.
Wenn du vor dir im Raume nichts mehr siehst, Und dann mit deinem eigenen Geist den eigenen Geist betrachtest, Verschwinden alle Unterscheidungen, Und du gelangst zur Buddhaschaft.
Die Wolken wandern durch den Himmel, Sie haben weder Wurzeln noch Heimat; Wie Wolken sind die einzelnen Gedanken, Die deinen Geist durchziehen. Sobald der Geist sich selber erkannt hat, Hört jede Unterscheidung auf.
Formen und Farben bilden sich im Raum, Aber weder Schwarz noch Weiss Hinterlassen in ihm Spuren.
Aus diesem Geist des Geistes entstehen alle Dinge. Weder Tugend noch Laster beflecken ihn.
Die Finsternis von Jahrtausenden Kann nichts gegen die glühende Sonne ausrichten; Die langen Zeitalter des Samsara. Können das helle Licht des Geistes nicht verdecken.
Obwohl wir Worte brauchen, um die Leere zu erklären, Ist doch die Leere selbst nicht sagbar. Wir sagen zwar: "Bewusstsein ist ein helles Licht", Doch lässt es sich mit Worten und Symbolen nicht erfassen, Bewusstsein ist in seinem Wesen leer, Und doch umfasst und hält es alle Dinge.
Tu nichts mit dem Körper - entspanne dich nur, Verschliesse fest den Mund und sei still. Entleere deinen Geist und denk an nichts. Lass deinen Körper leicht wie einen hohlen Bambus ruhn.
Kein Geben und Nehmen: der Geist ruht, Mahamudra ist wie ein Geist, der sich an nichts klammert. Wenn du dich darin übst, wirst du bald von der Buddhaschaft erreicht.
Kein üben von Mantras und Paramitas, Kein Unterricht in Sutras und Geboten,
Kein Wissen aus Schulen und Schriften, Führt zur Erkenntnis der eingeborenen Wahrheit.
Denn wenn der Geist nach etwas strebt, Erfüllt von Sehnsucht nach dem Ziel, Verhüllt er damit nur das Licht.
Wer sich an Tantrische Gebote hält und dennoch urteilt, Begeht Verrat am Geist des Samaya.
Gib alles Tun und Wünschen auf, Lass die Gedanken steigen und verebben, Wie Meereswogen.
Wer die Vergänglichkeit niemals vergisst, Noch das Prinzip der Urteilslosigkeit, Der richtet sich nach Tantrischem Gebot.
Wer alles Sehnen aufgibt, Sich nicht an dieses oder jenes heftet, Erkennt den wahren Sinn der Schriften.
Im Mahamudra verbrennen alle deine Sünden; Im Mahamudra wirst du Aus dem Gefängnis der Welt entlassen. Es ist die hellste Flamme des Dharma.
Die das nicht glauben, sind Narren, Die sich in Elend und Sorgen ewig wälzen.
Verlass dich, um zur Freiheit zu gelangen, Auf die Hilfe eines Guru. Wenn dein Geist seinen Segen empfängt, Ist die Befreiung nah.
Alle Dinge dieser Welt sind sinnlos Und nichts als Keime neuer Leiden.
Kleine Lehren predigen Taten - Folge nur einer Lehre, die gross ist.
Der königliche Blick geht über alle Dualität hinaus. Die königliche Methode überwindet alle Ablenkungen, Der Weg der Nicht - Methode ist der Weg aller Buddhas, Wer diesen Pfad betritt, wird von der Buddhaschaft erreicht.
Vergänglich ist die Welt - Substanzlos wie Phänomene und Träume. Entsage Ihr und verlasse die Deinen. Zerschneide die Bande von Lust und Hass Und meditiere in Wäldern und Bergen.
Wenn du ohne Mühe Gelöst und natürlich bleiben kannst, Wirst du bald von Mahamudra erreicht Und du trägst den "Nicht-Sieg" davon.
Schlag einem Baum die Wurzeln ab, und seine Blätter welken; Schlag deinem Geist die Wurzeln ab, und das Rad der Welt zerfällt.
Jedes beliebige Licht vertreibt in einem Augenblick Die Dunkelheit ganzer Zeitalter. Das starke Feuer des Geistes verbrennt mit einem Blitz Den Schleier der Unwissenheit.
Wer sich an den Geist klammert, Erkennt die Wahrheit nicht, die jenseits davon ist.
Wer sich bemüht das Dharma einzuüben, Erkennt die Wahrheit nicht, die jenseits aller Übung ist. Wer wissen will, was jenseits von Geist und Übung ist Durchhaut mit einem Schlag die Wurzeln seines Geistes, Und starrt mit nacktem Blick.
So wirst du frei von aller Unterscheidung - Und ruhst in dir. Man sollte weder geben noch nehmen, Sondern natürlich bleiben - denn Mahamudra Liegt jenseits von Hingabe und Weigerung.
Weil alaya nicht geboren wird, Kann niemand es hindern oder beflecken; Wer im ungeborenen Reich verweilt, Dem löst sich aller Schein ins Dharma auf, Und Eigenwille und Stolz verschwinden im Nichts.
Die höchste Einsicht Verlässt die Welt von Diesem und Jenem.
Das höchste Handeln Vereinigt grosse Schöpferkraft mit Ungebundenheit.
Die höchste Vollendung Erkennt das So-Sein ohne Hoffnung.
Im Anfang spürt der Yogi, wie sein Geist Abstürzt wie ein Wasserfall; Dann, auf halbem Wege, strömt er dahin, Langsam und sacht wie der Ganges. Am Ende ist er ein grosses, unendliches Meer, Wo das Licht von Sohn und Mutter in eins verschmelzen.